
Segmentale Bewegungsprüfung bei Patienten mit LBP
Trotz ihrer weit verbreiteten Anwendung, wurde bei segmentalen Bewegungstests (passive akzessorische und physiologische intervertebrale Bewegungstests, PAIVM bzw. PPIVM) eine geringe Sensitivität und Reliabilität festgestellt, während die Spezifität im Allgemeinen hoch war.
Die Reliabilität des Prone Instability Tests (PIT) war inkonsistent. Angesichts der momentan verfügbaren Evidenz, kann die klinische Anwendung nicht empfohlen werden, vor allem, wenn dieser Test isoliert durchgeführt wird.
Passive segmentale Bewegungstests (PAIVM, PPIVM und PIT) werden häufig verwendet, um die lokale Mobilität, Steifigkeit und Symptomreproduktion bei Personen mit lumbalem Rückenschmerz (LBP) zu untersuchen.
Trotzdem wird über ihre Validität und Reliabilität diskutiert. Darüber hinaus konnten in früheren Reviews keine systematischen evidenzbasierten Empfehlungen für ihre Anwendung geliefert werden.
Eine Literaturrecherche ergab dreizehn für das Review geeignete Studien, in denen die Validität und Reliabilität der PAIVM, PPIVM und PIT untersucht wurden. Das Verzerrungsrisiko wurde durch die Quality Assessment of Diagnostic Accuracy Studies und die Quality Appraisal of Reliability Studies bewertet und reichte von niedrig bis hoch.
Die gesamte klinische Empfehlung für die Verwendung der analysierten Tests lag zwischen keiner und moderater Empfehlung, kein isolierter Test hatte eine starke Empfehlung.
Die hervorgebrachten Gründe für diese Ergebnisse waren das geringe Ausmaß an intervertebralen Bewegungen, die möglicherweise verhindern, von den Therapeuten reliabel identifiziert zu werden, und die Unmöglichkeit nur einzelne segmentale Bewegungen während dieser Tests zu erzeugen, da sich angrenzende Segmente ebenfalls mitbewegen.
Es wird empfohlen, diese Tests in Kombination mit anderen klinischen Informationen aus der Patientenuntersuchung zu verwenden.
Expert opinion
Die Vorstellung, dass einzelne vertebrale Bewegungen induziert oder genau evaluiert werden, scheint zumindest angesichts der strukturellen Integrität und Anatomie der Wirbelsäule zweifelhaft zu sein.
Trotzdem sind solche Begriffe weit verbreitet und werden zur Durchführung von Tests verwendet, die wiederum als Grundlage für Behandlungsentscheidungen dienen. Wenn Behandlungsentscheidungen auf nicht reliablen Informationen basieren, können dann die Behandlungsergebnisse adäquat der Intervention zugeordnet werden?
Dieses Review gewährt uns einen Schritt zurück zu gehen und den Gedankenprozess hinter einigen praktischen Standards zu überdenken. Der Volltext ist frei zugänglich, was ein weiterer Grund ist, diesen Text nicht einfach wegzuschieben.
> Von: Stolz et al., Musculoskelet Sci Pract 45 (2020) 102076 (Online Publication vor Print-Veröffentlichung). Alle Rechte vorbehalten: Elsevier Ltd. Hier klicken für die Pubmed-Zusammenfassung. Übersetzung von Carina Ziller.
