
Primärversorgung von Schulterschmerzen
Schulterschmerzen sind unter den häufigsten muskuloskelettalen Beschwerden auf Platz 3. Obwohl Schulterschmerzen in der Primärversorgung häufig auftreten, ist die Informationslage über den Verlauf in der physiotherapeutischen Untersuchung und Behandlung unzureichend. Diese Studie schafft einen Einblick in die aktuellen Behandlungskonzepte in der physiotherapeutischen Versorgung.
Insgesamt nahmen in dieser prospektiven Kohortenstudie 125 Physiotherapeuten aus der südwestlichen Region der Niederlande teil, welche 389 Patienten rekrutierten. Patientendaten und klinische Daten wurden gemessen und es folgte ein Follow-up Fragebogen nach 6 und 12 Wochen bezüglich der Genesung.
Nach der Anamnese lautete die häufigste Hypothese (48%) subacromiales Impingement, gefolgt von Schmerzen durch cervicale oder thorakale Dysfunktionen (14%).
Die am häufigsten angewandten Tests während der physiotherapeutischen Untersuchung für den Verdacht eines subacromialen Impingements waren: Neer's sign (73%), Hawkins-Kennedy Test (80%), Empty/ Full Can (85%) und der Painful Arc (64%).
Für den Verdacht einer glenohumeralen Instabilität: O’Brien's (46%), der Relokationstest (70%), der Appprehensiontest und das Sulcus Sign. Die meisten Physiotherapeuten formulierten mehrere Hypothesen und verwendeten mehrere Tests in ihrer physiotherapeutischen Untersuchung.
Diagnostischer Ultraschall wurde nur bei 31% aller Teilnehmer mit Schulterbeschwerden angewandt.
Während des Baseline Behandlungsprogramms wurden vor allem Beratung (91%), Übungstherapie (81%) und Mobilisationstechniken appliziert. Ziemlich alarmierend war, dass 73% der Patienten mit subacromialem Impingement, welche keine oder geringe Fortschritte machten, auch nach 6-12 Wochen noch behandelt wurden. Nur 60% der Patienten waren nach 26 Wochen genesen. Die aktuellen Evidenz besagt, dass eine Überweisung zum Allgemeinmediziner erfolgen sollte, wenn nach 6-12 Wochen physiotherapeutischer Behandlung keine Verbesserung eintritt.
> Von: Karel et al., Physiotherapy (2017) (Epub ahead of print). All rights reserved to Elsevier Ltd. Übersetzung von Nadine Schmidt.
